Aktuell: SOPA (Stop Online Piracy Act) – riesiger Zensurbeginn?

Ein amerikanischer Gesetzesentwurf seitens der Republikaner mit
drastischen Folgen.Google, Facebook, Wikipedia, Twitter und viele
andere streiken mit. 

Infos: http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Protest_gegen_SOPA
                      http://de.wikipedia.org/wiki/Stop_Online_Piracy_Act 

 

Seiten können auch bisher problemlos verklagt werden und das ist völlig in Ordnung und fair. So geht es schon länger und es ist idR auch kein Problem. Und so lange eine Verhandlung läuft darf eine Sperre auch in meinen Augen durchaus bestehen.

Aber nicht vorher ohne Prozess. Das ist aber genau das, was das Gesetz anvisiert: Ohne Prozess einfach drauflos sperren. Ohne Unsicherheiten wegzuräumen und Dinge klarzustellen. Das kann einfach in pure Massen-Willkürlichkeit umschlagen.
Wer Seiten mit illegalem Inhalt verlinkt, kriegt nicht nur einen finanziellen Hau auf die Finger, um es zu ändern – nein -, dem können Zusammenarbeiten mit Werbemittlern, Bezahldiensten und Servern entzogen werden.

WikiLeaks

Eigentlich ist das genau das, was bei Wikileaks passiert ist: Paypal hat für sie dicht gemacht, Spenden an Wikileaks wurden unterbrochen. Aber da aus der Angst heraus, die Paypal durch den Regierungsdruck hatte. Hier aber wäre es eine rechtlich legitime Sache.

 

Beim Verklagen muss man sich jedes Mal die Mühe machen, einzelne Personen ausfindig zu machen, sie anzuklagen und einen Prozess zu bezahlen sowie einiges an Zeit für den Prozess zu investieren. Oder zumindest einen Anwalt zu bezahlen, der Mahnungen losschickt, bis es dann wirklich zum Prozess und ggf. Sperre kommt – der Seitenbetreiber weiß dann aber vorher, worauf er sich einlässt, wenn er die Mahnungen ignoriert.
Bei Sperren fällt dieser teure Umstand weg, dadurch kann man massenweise Seiten aus dem Internet entfernen.
Von daher würde sich sehr wohl einiges ändern.

Anonymous

Es geht nicht darum, dass heute auch so kaum wer das Urheberrecht beachtet und problemlos dabei wegkommt, sondern darum, dass man in Massenverarbeitung haufenweise Zugänge zu Seiten sperren kann, ohne sich mit dem Betreiber auseinandergesetzt oder ihn informiert zu haben.
Und das geht klar in die Zensur.
Wenn man nun Texte loswerden will, achtet man nur darauf, ob auf einer Seite ein Bild ohne Rechte rumschwirrt und schon darf _alles_ dicht gemacht werden und nicht nur eine allein aufs Bild bezogene Mahnung abgeschickt werden.
Sie sperren ja auch nicht einzelne Bildchen und lassen den Rest bestehen, sondern nehmen das komplette Werk runter, wofür sie in meinen Augen kein Recht haben. Das ist als ob man für den Diebstahl von Socken, die im Haus rumliegen, das ganze Haus abreißt.

Zudem: Wer ist diese Unterhaltungsindustrie, dass sie sich solche Rechte erlauben darf, das zB finanziell von Webseiten abhängige Leben anderer Menschen zu zerstören und sie damit ggf. sogar auf die Straße zu schicken – wegen einem mülligen Bild? Was sind das für Übermenschen, denen man rechtlich mehr erlaubt als anderen?
Wenn man beim Friseur ein Shampoo stiehlt oder die Putzfrau um ihr Geld prellt, die hart arbeitend mit ihrer gesamten Familie daran hängt, hat diese auch kein Recht, eine ganze Firma dicht zu machen. Sie kann ausschließlich wegen dieser einen Sache klagen. Zum Rest hat sie keinen Zugang.
Wer ist diese Unterhaltungsindustrie, dass sie über die Rechte anderer Menschen gestellt werden darf?
Ich sehe das gar nicht ein. So jemanden will ich gar nicht unterstützen, weil es mir zuwider ist.
Aber dass das Gesetz von einem Republikaner kam und dass diese sich von Lobbys ernähren, war ja klar. Wenn mir bekannt wird, wer aus der Unterhaltungsindustrie da liebäugelt hat, werde ich es auf Dauer stark vermeiden, Geld für so entstandene Produkte auszugeben. So jemand darf gerne Pleite gehen – würde mich sogar freuen, weil dadurch Firmen wegfallen würden, die dauernd Politikern Geld zuschieben und dadurch die Freiheit aller aufs Spiel setzen.

 

Aber das ist wahrscheinlich auch nur ein feiner Legitimierungsgrund, ein Vorwand, das durchzusetzen. Der Hauptpunkt ist ja klar: Wenn man für einen winzigen Urheberrechtsbruch einer Person ihre Wege zu finanziellen Mitteln sperren darf, die mit dem Bild nichts zu tun haben, dann geht es nicht darum, ein Bildchen oder Filmchen zu retten, sondern die Person in die Knie und gerne auch in den Bankrott zu zwingen, damit sie sich nicht mehr über Wasser halten kann. Und das als Vorzeigebeispiel, damit andere auch Angst haben ins Visier zu rücken und daher drauf achten, was sie schreiben. Denn wenn ein Text die Regierung im Auge juckt, könnte sie dieses mal wesentlich einfacher als bei Wikileaks alle Wege problemlos ohne Prozess sperren.