Kirchhofs 25%-Steuersatz auf alle Einkommen

Tja, wer hätte gedacht, dass Kirchhof so schnell wieder auf dem Plan stehen würde? Die FDP gibt richtig Gas.
Die Steuervereinfachung wäre mal ein dicker Schritt. Die CDU wollte den Schritt sowieso und nun mit der FDP könnte er möglich werden. Dadurch könnten Pendler und Kleinverdiener benachteiligt werden, aber diesen Umstand kann man mit extra Transferleistungen beheben ohne am Steuerrecht großartig rumzuschrauben. Die Steuereinnahmen wären gut, Reichere könnten sich schlecht armreden und der riesige Steuer-Apparat würde entfallen – enorme Kosteneinsparung.
Da hätte die schwarz-gelbe Regierung mal was Großes hinterlassen.

Daneben sollte man auch beachten, dass Kirchhof mit seinen Thesen Familien unterstützt, denn Kinder würden, wie mir bekannt ist, weiterhin Steuerfreibeträge mitbringen. Und auch von der Leistung her wäre das Ganze wesentlich fairer. Während ein Banker 50 Euro die Stunde verdienen könnte und einfach weniger arbeiten kann, wäre z.B. eine Putzfrau, die wahnsinnig viel arbeitet oder ein Bauarbeiter, der ebenso extrem gesteigert permanent arbeitet, um auf ein ähnliches Niveau zu kommen, bestraft bei Mehrverdienst – denn nach oben hin steigen die Steuern fleißig. Also bestraft für mehr Arbeitelan als sonst – das lohnt sich kaum. Wenig Ansporn, mehr verdienen zu wollen – und das schon bei den kleinsten Verdienern der Gesellschaft.

Linksorientierte Parteien können ja nur mit den Kleinarbeiterungerechtigkeit gegen argumentierten. Und wenn seitens CDU und FDP mal jemand das Stichwort Transferleistungen einwerfen würde, gäbe es doch kaum Diskussionspotential. Nur irgendwie macht das keiner – jedenfalls nicht, dass ich’s irgendwo gelesen hätte. An sich entspricht die Reform doch dem Wunsch der linksorientierten Parteien: Die höhere Liga mal effektiv zur Kasse bitten. Wo ist da noch das Problem?
Und es geht darum, effektiv als Staat mehr einzunehmen, was dadurch ebenso ermöglicht wird – ohne Paragraphen zu wälzen.

Ich glaube, die FDP hat Kirchhof hervorgeholt, weil es der letzte Halm ist, an dem sie sich in nächster Zeit steuersenkungsmäßig klammern können, seitdem sich die Union derzeit nachvollziehbar vehement dagegen wehrt und die FDP enorm viele Stimmen eingebüßt hat. Optisch ist es ja eine Steuersenkung – also das Versprechen aus dem Wahlprogramm -, nur dürfte das so manches reichere steuerabsetzungsfreudige Klientel der FDP sowie Wähler à la Steuerberater & co. eben doch drunter leiden. Zwiespältig eben, aber bei Erfolg könnte es optisch vielleicht das Bild etwas aufpolieren.

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Kleine Ergänzung zu Kirchhof noch:
Hab hier ’ne nette Grafik zum Steuersatz im Vergleich gefunden (blau derzeit, rot nach Kirchhof):
Wie seriös die Quelle ist, habe ich jetzt nicht durchgecheckt, aber erfahrungsgemäß haut das zahlenmäßig in etwa so hin.

  • Scheinbar bist auch Du auf konstruierte Fallbeispiele zur Untermauerung der vermeintlich „sozialen Gerechtigkeit“ der Kirchhoffschen Transfer-Steuerpolitik hereingefallen.
    Leider ist Ks Agenda, wie soll es bei einem INSM- und FDP-Anhänger auch anders sein, eine andere als die Schaffung von Grundlagen eines einvernehmlichen Miteinanders. Ich empfehle folgenden Artikel : http://www.nachdenkseiten.de/?p=9946 .

    Zwei Beispiele (aus obigem Artikel) für die mit Ks Modell einhergehende massive Steuererleichterung für Großverdiener und eklatante Benachteiligung der Geringverdiener :
    Steuerklasse I –
    Bruttoeinkommen 20.000 p.a. ->
    Einkommenssteuer jetzt : 1246 EUR
    Einkommenssteuer nach K : 1750 EUR (d.h. 504 EUR MEHR)
    Bruttoeinkommen 200.000 p.a. ->
    Einkommenssteuer jetzt : 71.974 EUR
    Einkommennsteuer nach K : 46.750 EUR. (d.h. 25.224 EUR WENIGER)

    Ich sage mal : 1p, Herr K. 🙂

  • Kleiner Zusatz : Ein „Banker“ verdient übrigens nicht nur 50 EUR/h. Herr Ackermann beispielsweise verdient umgerechnet mehr als 4.000 EUR PRO Stunde (bei 240 Tagen/a und 10h/Tag).
    Er würde nach Ks Steuermodell jährlich ca. 2.000.000 EUR einsparen.

    Das sieht mir weder nach Haushaltskonsolidierung noch nach Schaffung eines sozialen Steuersystems aus. Wobei „sozial“ hier lediglich als „entsprechend der Nutznießung gesellschaftlicher Infrstrukturen zur Gewinnerzielung“ gemeint ist.

  • Weltenspur

    Ich habe nie behauptet, dass Kirchhof absolut fair wäre. Eben aus diesem Grund schlug ich ja Transferleistungen für die Kleinsten vor, um gewissen Ausgleich zu schaffen, aber dennoch die Garantie zu haben, dass man sich in den höheren Etagen nicht arm rechnen kann. Die Allerkleinsten steigen zudem bei Kirchhof auch nicht bei 25% ein.
    Zu dem Artikel: Dass Kinderlose nach Kirchhof wesentlich schlechter dastehen werden als Personen mit Kindern, war mir ebenso klar und ich befürworte es. a) als kinderlose Person braucht man wesentlich weniger und kann dadurch viel einfacher mehr abgeben (dein Beispiel betrifft übrigens nur Kinderlose!) b) Kinder sind ein Fulltime-Job, da kann es in meinen Augen nicht sein, dass das Steuer-Verhältnis von Kinderlosen im Vergleich zu Personen, die Kinder aufziehen, so gering ist.
    Und ab einem gewissen Einkommen sollte auch eine Reichensteuer da sein.
    Es geht darum, steuerliche Schlupflöcher auszuhebeln und das kann durch das Abschaffen von Bergen an Abschreib-Möglichkeiten ermöglicht werden.
    Wenn die staatlichen Einnahmen unter diesen Bedingungen mindestens gleichbleiben, dann lohnt es sich aus meiner Sicht. Allein durch Wegfall des Finanzapparats wird eine erhebliche Menge Geld gespart und dies hebt die Einnahme noch richtig gut an.

    Schade übrigens, dass die Artikel bei Nachdenkseiten unkommentierbar sind, direkte Einwände werden dadurch vermieden und die Auseinandersetzung mit Kritik fällt ebenso weg.
    Der Artikelschreiber hat zudem gegen Ende selbst zugegeben, dass Normal- und Besserverdiener profitieren würden (was deren Kaufkraft übrigens gut erhöht -> mehr Konsum, mehr Einnahmen), hat aber direkt darauf typisch links prinzipiell nicht gutgeheißen, wenn in höheren Bereichen tatsächlich durch die bessere Verteilung auf alle nun einzelne besser dastehen würden. Eben dieses prinzipielle Verneinen aus linker Seite – auch wenn Untere dennoch durch den Wandel ins Plus rücken könnten.

    Mein Banker-Beispiel bezog sich übrigens auf Normalbereiche – nicht auf einzelne mediengepushten Spitzenleute.

    Es geht mir nach wie vor darum, den Steuerapparat radikal zu vereinfachen ohne als Staat Verluste zu machen und problematische Ungleichheiten per klar gerichtete und nachvollziehbare Transferleistungen (und nicht per Abschreibung, die auch im höheren Bereich zweckentfremdet genutzt werden kann!) auszugleichen.

  • Ich vertraue Dir, wenn Du als Deine Intention zur Schaffung eines neuen Steuermodells ehrliche Absichten proklamierst. Umso erdrueckender finde ich es, dass ehrliche Menschen wie Du in den Sog eines gefaehrlichen sozialen Brandstifters wie K geraetst. Und ich hoffe, dass genau dies bei Dir nicht der Fall ist.
    Du hast natuerlich recht damit, ein „gerechteres“ Steuermodell zu fordern.
    Die Crux liegt jedoch in der Antwort auf die Frage, von welcher Perspektive es „gerecht“ sein soll. Einen gesellschaftlichen Konsens gibt es seit Schaffung von Hartz4 (und auch vorher) nicht mehr allgemein. Egoismen und Opportunismus scheinen zu dominieren und allein die gesetzlich verankerten, und damit nur muehsam zu aendernden, Sozialstatuten verhindern scheinbar den Ausverkauf der Bundesrepublik an gefaehrliche, oekonimische Illusionisten.
    Ich denke, dass wir beide darin uebereinstimmen, dass unser gesunder Menschenverstand Alarm schlaegt, wenn ein Protege einer deutlich wirtschaftslobby-hoerigen Partei (FDP) der dazu meines Wissens nach sogar noch bekennendes Mitgleid einer antisozialen, verfassungsnegierenden Gruppierung wie der INSM (sie fordert die Abschaffung der grundgesetzlich verankerten sozialen Marktwirtschaft…das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen !) urploetzlich sein „soziales“ Gewissen entdeckt und eine „Erleichterung fuer Gernigverdiener“ herbeisehnt.
    Zwei kurze Beispiele der bisherigen Steuerentwicklungen :
    1.) Koerperschaftssteuer – gesenkt (http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Entwicklung_des_K%C3%B6rperschaftsteuer-Aufkommens_1970-2009.jpg)
    2.) Spitzensteuersaz (Einkommenssteuer) 1958 – 2010 : Senkung von 56% auf maximal 45% bei gleichzeitem realen Herabsetzen der Progessionsgrenze (nominal ist sie fast gleich, jedoch inflationsbereinigt deutlich gesunken) – http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Entwicklung_des_K%C3%B6rperschaftsteuer-Aufkommens_1970-2009.jpg .
    Diese beiden Steuersaetze, welche massgeblich die Steuerlast von Unternehmen, Konzernen und Wohlhabenden darstellen (neben MwSt usw.), sind in der Vergangenheit rapide gesenkt worde. Steuersaetze, welche jedoch auch „die Gering- und Mittelverdiener“ betreffen, wurden erhoeht (u.a. MwSt). Es besteht also insbesondere in der Retrospektive auf die vergangene Entwicklung gar keine Notwendigkeit weiterer Geldgeschenke an Grossverdiener. Weder haben derlei Steuergeschenke eine Erhoehung der Konsumtaetigkeit der Wohlhabenderen bewirkt (warum auch, mehr als zwei Jaguar brauchen die wenigsten, und in vier oder mehr Haeusern kann man nicht geichzeitig wohnen) noch irgendeinen positiven Stimulus auf die Gesamtwirtschaft bewirkt. Es wird zwar gerne Gegenteiliges kolportiert, wie Du es auch vortrugst. Leider entspricht das Kolportiert nicht den aus der Vergangenheit eindeutig ablesbaren Realitaeten.
    Warum also „Grossverdiener“ weiter entlasten ?
    Egal was fuer ein Transfersystem ersonnen wird – fehlen Steuereinnahmen aus dem „Grosskapital“-Bereich, koennen sie nur aus den darunterliegenden Schichten entnommen werden. Es ist alles ein Nullsummenspiel, bei welchem nur diejenigen verlieren, welche keine starke Lobby haben.
    Wir beide sehen die Problematik bestimmt sehr aehnlich, deshalb moechte ich Dir ja auch zu einem grosen Teil beipflichten. Durch die obigen Worte wollte ich nur auf die truegerische Pseudoargumentation neoliberaler (d.h. antisozialer) Kreise hinweisen.
    Ich bin fest davon ueberzeugt, dass wir beide genug Verstand besitzen, dies gemeinsam zu durchschauen. 🙂

    Uebrugens freut sich Herr Mueller (der Betreiber der nachdenkseiten-Webseite) auch auf kritische Beitraege. Da Herr Mueller jedoch persoenliche Kommunikation bevorzugt, hat er standardmaessig den Kontakt per Email fuer Rueckfragen und Diskussionsbeitraege vorgesehen. Leser werden also ermutigt, sich schlicht per Email an ihn zu wenden. Im Gegensatz zu manch antisozialem Lobbybeauftragten schaetzt er naemlich das dialektische Prinzip zur Wahrheitsfindung sehr hoch und behauptet icht von sich selber, die allumfassende Wahrheit zu kennen.

    P.S.: Noch zwei kurze Hinweise :
    a) Zum Thema Steuern und Steuerentlastung der folgende exzellente Beitrag Volker Pispers – http://www.youtube.com/watch?v=thQBq-jLulI.
    b) Letzteres Video ist auch sehr geeignet zur Beantwortung der Frage, wieviel „der Durchschnitt“ ueberhaupt von Steuersenkungen hat : http://www.youtube.com/watch?v=9sXuWoKJT28&NR=1 . Antwort (klar) – fast gar nicht.

  • P.P.S: Das kleine Fensterchen des Editors ist zum Erstellen laengerer Texte eine Qual. Man moege mir etwaige Rechtschreib- und Fluechtigkeitsfehler verzeihen.

    • Weltenspur

      Hey du, ich habe zwar schon nach einem Profil von dir Ausschau gehalten, aber festgestellt, dass du dich nirgends mit deinem Nicknamen registriert hast. Magst du mir vielleicht per Kontaktformular etwas, wodurch du direkt kontaktierbar bist (z.B. E-Mail / ICQ / Facebook), hinterlassen? Ich fänd’s sehr schade, wenn der Kontakt auseinander fallen würde, wenn ich oder du mal länger hier nicht vorbeischauen sollten.
      Wäre super, wenn das ginge! Zum Rest schreibe ich demnächst noch was.

      Liebe Grüße!