Ice-Bucket-Challenge: Verschwörung gegen Tierversuche in der Forschung

Die Ice-Bucket-Challenge für die ALS-Krankheit geht derzeit umher. Ich bin fasziniert und froh darüber, wie viel Zusammenarbeit möglich ist und wie viel effizienter man Patienten nun helfen kann.
Wer das Bill Gates-Video noch nicht kennt, sollte es unbedingt noch nachholen:

Problem mit verschleierten Verschwörungstheoretikern unter falschem Namen

Neuerdings folgen aber auch sehr problematische Artikel. So verweist N24 auf die Kritik der (in meinen Augen sektengruppenartigen) „Ärzte gegen Tierversuche„, die im allgemeinen alle Tierversuche ablehnt und gleichzeitig die ALS-Aktion scharf kritisiert, weil beim Erforschen der Krankheit Tierversuche stattfinden. Diese Artikel führen zu einer Abkehr der Spender und sind damit fatal.

Auf der Seite von „Ärzte gegen Tierversuche“ fand ich bisher KEINEN einzigen aktiven Humanmediziner (nur einen Rentner) und sie scheint ein Verlängerungsarm von PETA zu sein mit ein paar Veterinärmedizinern, die bewusst das Wort „Tier“ bei Tierärzten weglassen. Wirkstoffe dieses Kalibers sind ethisch nicht akzeptabel versuchsfrei direkt an Menschen zu testen. Riskantere Medikamente erfordern Tierversuche, bevor Patientenstudien kommen können, alles andere wäre extrem fahrlässig. Im medizinischen Bereich gibt es nicht ohne Grund eine Ethikkommission, die die Versuche absegnen muss und in der Sozialwissenschaftler, Theologen, Juristen etc. sitzen. Es wird nicht zum Spaß rumgespielt, es werden Gene bewusst verändert, um an Krankheiten überhaupt forschen zu können.
Die von der Gruppe angepriesenen Alternativen wie Computersimulation sind meistens untauglich und zeigen eben keine unvorhersehbaren Wirkungen. Zellkulturen zeigen ebenso keine Wirkung auf einen Gesamtorganismus. Wirkstoffe so an Menschen zu geben wäre ein Todesurteil.

Es mag sein, dass Tierversuche bei ALS weniger effektiv sind als sonst, da man die Gene in Knock-out-Mäusen umändern muss, um bessere Effekte zu sehen, aber eine Aufhebung der Tierversuche würde jegliche Medikamentenherstellung behindern, da man nicht in die nächste Phase – Patientenversuch – gehen kann, ohne vorher die mindeste Sicherheit bei Tierversuchen zu beobachten. Einem solchen Risiko dürfen Patienten nicht ausgesetzt sein – das würde jede Ethikkommission stoppen. 

Problematische Auswirkungen

Die von der Gruppe empfohlene Universität Essen hat vermutlich zugestimmt, dass keine Tierversuche stattfinden, da sie wohl kaum eine Forschungsgruppe der Größe haben, die es möglich machen würde, in nächster Zeit in höhere Wirkstoff-Versuchsphasen überzugehen oder gar an einer Medikamentenherstellung beteiligt zu sein. Ich vermute, dass die Forschungsgruppe hierbei wahrscheinlich zu klein ist und anderen Fokus hat. Darum dürfte es der Uni Essen wahrscheinlich leichter fallen, diese Gruppe zu beschlichten.

Ich finde es fatal, dass Nachrichtenseiten derzeit dieser Gruppe eine Plattform bieten und den medizinischen Namen, welcher durch die Gruppe bewusst manipuliert wurde und welcher sich in seiner richtigen Fassung zu Respekt vor Patienten verpflichtet, fahrlässig in den Dreck ziehen lassen. Es ist nicht falsch, der Uni Essen zu spenden, aber die Hintergründe sollten eben nicht die „Argumente“ dieser Gruppe sein. Wahrscheinlich gehen mit der Abkehr-Aktion auch noch Gelder für viele Forschungsgruppen verloren, was ich sehr schade finde.

Diese (Verschwörungs?-)gruppe interessiert sich nicht für ethische Forschung, sondern bevorzugt offensichtlich Patientenstudien über Tierstudien, propagiert Veganismus etc. – kurzum ein verlorenes Menschenleben in der Forschung erscheint ihnen wohl lieber als eine tote Maus. Es besteht kein objektiver Blick, sondern pure Verfärbung durch PETA-Anhänger. Bitte nicht von den Märchen dieser Gruppe täuschen lassen. Danke.

Nachtrag: Tierversuche in der Kosmetik

Weil ich es immer wieder lese. Nein, Tierversuche in der Kosmetik sind nicht erlaubt und wären auch obsolet. Kosmetikhersteller bedienen sich an einem bereits vorhandenen Repertoire an Studienergebnissen mit den gleichen Wirkstoffen. Auf dieser Grundlage verwenden sie Wirkstoffe in eigenen Kosmetikprodukten. Neben dem Aspekt, dass Tierversuche hier nicht erlaubt sind, würde auch kein Hersteller so ineffizient sein und enorm teure eigene Studien bezahlen, wenn es bereits genug Studien zu den verwendeten Wirkstoffen im medizinischen Zusammenhang gibt.

McDonalds verschenkt Bücher

McDonalds-Essen | Foto: kodomut

Dem vorausgehend ist diese Meldung. McDonalds bemüht sich um ein grüneres Image und setzt ins Happy Meal Bücher statt Spielzeug.  Es wird viel kritisiert, aber andere Aspekte gibt es auch…

Der Cornflakes-Effekt

Wenn man schon da ist, dann nimmt man zumindest bildungstechnisch ein Stückchen mehr mit. Man kann Personen, die weniger mit der Bücherwelt zu tun haben, einen neuen Blickwinkel mitgeben.
Das Plastikspielzeug, das uns gut an Öl gekostet hat, landet ohnehin gerne schnell im Mülleimer und später in einer aufwendigen, Umwelt verschmutzenden Verbrennungsanlage (Plastik-Recycling ist schwer machbar und wird daher so gut wie gar nicht betrieben – lohnt sich bei den Energiekosten auch nicht sonderlich). Allein bei den Essens-Verpackungen stieg McDonalds auf Papier um, um weniger Plastikmüll zu produzieren.

Spannender als Essen by Frogglin

Und wenn man schon isst, dann liest man gerne das Nächstbeste nebenbei – denn wer kennt seine Cornflakes-Packung noch nicht auswendig? Eine gewisse Attraktivität erringt das Büchlein also fast schon automatisch beim Essen, da man sich mit irgendwas nebenbei beschäftigen will. Ein lebloses, billiges Spielzeug lernt man viel schneller kennen – und umso schneller verliert man auch das Interesse.
 
Das Erreichen der Ausgegrenzten

McDonalds wird für diesen Schritt schnell angegriffen und man hat das Gefühl, dass, wenn keine 180°-Drehung erreicht ist,  jeder kleine, milde Schritt auseinandergehackt werden müsste. Aber auch kleine Schritte können hilfreich sein. Und gewisse Menschen erreicht man anders eher schwer.

Vor allem Personen, die mit der Schule primär negative Erfahrungen haben und sich quasi bewusst von der Lesewelt aus Frust und Selbstzweifel abwenden, haben eine Chance, auch an Orten ein wenig angelockt zu werden, mit denen sie mehr Freude verbinden. Es wird eine Brücke geschaffen und ein Aufzeigen, dass Lesen auch an zugeneigteren Orten Spaß machen kann. Es ist wie ein Händereichen aus einer Richtung, die man alltäglich lieber mag als den Frustort Schule, wo man bei Leistungsmangel ziemlich schnell ausgelacht wird. So aber kann ein Interesse außerhalb entstehen und vielleicht gewinnt das Kind auch so viel Freude oder Interesse daran, dass es sich auch in der Schule mehr darauf einlässt.

ausgegrenzt by Abby Adams

Einem Kind bringt man Sachen ja auch eher in dem Bereich bei, wo es Spaß hat – eine Bibliothek wäre überfordernd. Und manche Eltern haben einfach keine Zeit oder die Fähigkeit, den Kindern eine Brücke zu schaffen und Dinge mit mehr Spaß und weniger Frust zu verbinden.

Eine Chance fürs Images

Prinzipdenken hilft in diesem Fall wenig weiter. Kleine Schritte, die Personen helfen könnten, werden nicht gerade unterstützt, wenn man sie sofort verunglimpft. Es vergrault eher jegliche Entwicklung, da abgestempelt und verurteilt wird – bei Personen wie bei Unternehmen. Wie soll man als ausgegrenzte Person neue Blickwinkel angehen, wenn man keine Chance kriegt und diese aus Prinzip abgelehnt werden? Irgendwann verweilt man in seinem Zustand und stagniert durch so viel prinzipielle Ablehnung bei jeder Kleinigkeit – es lohnt sich ja anscheinend nicht. Und für Kinder, die rein aus Spielzeugattraktivität McDonalds besucht haben, vergeht auch eher das Interesse an einem Besuch. Das Essverhalten kann also ein Stück gebessert werden. 

Natürlich arbeitet hier McDonalds nicht uneigennützig – das eigene Image ist ihnen wichtig, aber welches große Unternehmen strebt denn kein positives Image an? Man sieht: Die Konsumenten bestimmen das Angebot. In diesem Fall besteht derzeit ein Trend, gesünderes Essen und Bildungsreiches anzuvisieren und McDonalds zieht mit, um weiterhin Kunden zu haben. Früher war die Nachfrage geringer – entsprechend war das Angebot.

Restnahrung-Problematik

Natürlich kann man dadurch die Umwelt nicht in ein Paradies zaubern, aber während andere Unternehmen nicht einmal versuchen, eine Änderung zu schaffen, versucht sich McDonalds zumindest an kleinen Schritten. Und letztendlich bestimmen auch die Konsumenten die Ware. Bei McDonalds essen auch viele, weil es schnell und günstig im Vergleich zu Restaurants ist. Große Veränderungen, die sich viele bezgl. dem Umweltverhalten von McDonalds wünschen, wären bei diesen Preisen gar nicht effizient umsetzbar. McDonalds lässt es auf den Preis ankommen und die Bevölkerung entscheidet sich für diesen Preis (ob aus Geldmangel oder anderen Gründen). Und es gäbe auch einen nicht so hohen Absatz, würden die Produkte einem nicht gefallen. Dann würde sich das Sortiment schnell ändern. Daher empfehle ich diesen Kritikern: Geht mit Freunden öfter in gute, ökologische Restaurants, wenn ihr entsprechend viel Geld ausgeben könnt und Zeit habt. Viele können das aber nicht und deswegen ist die Nachfrage nach billig hergestellten Waren auch so hoch.

Markt in Afrika by IICD

Auch das Problem bezgl. „der Lieferung vieler Reste an afrikanische Länder, der dabei günstigeren Preise als jene im Inland und dadurch das Ruinieren ihrer Wirtschaft“ wird in den Kommentaren angesprochen:
Was ich dabei interessant finde, ist ein Aspekt, den der User bplhkp gebracht hat. Und zwar, dass McDonalds gerade das als minderwertig angesehene Fleisch verwerte, das sonst den afrikanischen Markt ruiniert hätte (wie es durch viele andere Unternehmen geschieht).
Das ist bei Brot oder Gemüse aber auch nicht anders, weswegen die Bauern dort schlechter ihre Waren verkaufen können. Gemüse ist subventioniert, da ist es logisch, dass man an diesen Preis als afrikanischer Bauer so nicht rankommen kann.
Die Alternative wäre, das ganze „wertarme“ Essen aus Europa wegzuwerfen. Oder es eben günstig noch zu verkaufen und dadurch die Wirtschaft zu schädigen.
Eine tadellose Lösung sehe ich nicht. Man müsste quasi vorm hungernden Afrika stehen bleiben und das Essen vor ihrer Nase wegwerfen, denn selbst Geschenke würden die Wirtschaft ruinieren und abhängig machen. Langfristig könnte man es aber vielleicht schaffen, sich zu erholen. Die Hungerperiode bis dahin wäre aber wohl unumgänglich.