100% Steuern – Maximaleinkommen à la Frau Kipping

Kipping | Foto: linksfraktion

Normalerweise würde ich es nicht für erwähnenswert halten, wenn solche Zitate von ein paar verwirrten Politikern kämen – und hiervon gibt es querbeet eine riesige Palette, wenn es um populistische Sprüche geht: Sei es die Piratenpartei mit mancherlei danebengehenden Bemerkungen, CDU Koch mit seiner Boot Camps-Idee statt Resozialisierung von kriminellen Jugendlichen oder Stoibers Tagträume. Dass die Mitglieder einer Partei nicht immer zur Parteiführung passen, ist ja bekannt. Und selbst Gysi gibt ein seriöseres Bild von sich als vieles vom Rest seiner Partei.

Katja Kipping ist aber Bundesvorsitzende der Links-Partei und ließ etwas verlauten, das ziemlich haprig ist. Gerade wegen des hohen Amts sollte man nicht unbedingt versuchen, dem alten Ruf noch näher zu kommen und die marktwirtschaftsunfreudigen Kommunisten wiederzugewinnen, wenn man sich von dieser Richtung zu distanzieren versuchte. Ob an dem Versuch was dran war? Dieses Thema ist so selbstverständlich, dass man es nicht erklären muss, aber wenn selbst eine Bundesvorsitzende darauf besteht, dann scheinen logische Schlüsse dort ziemlich fern zu liegen.

Und kein Cent mehr 

Foto: designerzone.de

Frau Kipping will ein Maximaleinkommen – 40.000€/mtl. sollen’s sein und alles darüber solle 100%ig versteuert werden.
Was hat sie vor? Die Wirtschaft radikal verändern?
Kaum ein Mensch würde über die 40.000€ weiterarbeiten, wenn absolut alles darüber hinaus wegkäme. Wer würde es da noch einsehen, riesige Unternehmen auszubauen (und damit viele Arbeitsplätze, die die Wirtschaft am Leben halten), riesige Aktionen/Projekte mit hohen Ausgaben anzufassen, expandieren etc.
Man selbst hätte keine Vorteile dadurch und außerdem hätte man nicht das gleiche Geld, das man normalerweise für einen Ausbau vorlegen könnte, wenn die Firma zulange für gewisse Prozesse bräuchte. Und rein psychologisch: Warum sollte man den Wählern, die einem den erarbeiteten Lohn darüber streichen ließen, die Möglichkeit von Arbeitsplätzen bieten? Gerade SO dürften reiche Großverdiener, die normal noch Steuern gezahlt hätten und damit dem Staat etwas geben würden, sich zu Hauf aufs Ausland verteilen oder alle wirtschaftlichen Leistungen bis zu diesem Gehalt runtersenken – der Aufwand nebenher etwas Großes zu betreiben wär es schließlich kaum wert (dann dürften sich ihre Angestellten von ihrem Arbeitsplatz verabschieden) und die Firma würde kleiner werden. Einzig der Konkurrenzgedanke, um auf dem Markt im Vergleich zum Ausland nicht völlig unterzugehen und damit immer noch Kunden zu erreichen statt komplett insolvent zu gehen, könnte antreiben, selbst bei diesem vergleichsweise stark gekürzten Gehalt weiterzuexpandieren.

Schmetterlingseffekt – eine Kaskade tiefer Auswirkung

Sehr hoch bezahlte Mitarbeiter würden ebenso den Hang dazu entwickeln, eine angemessenere Bezahlung im Ausland zu finden, das ohnehin oft bessere Konditionen bietet als Deutschland. Man würde die Top-Verdiener und ihre Steuerabgaben komplett verlieren. Ist es etwa eine gute Idee, Staatseinnahmen und Arbeitsplätze verfallen zu lassen und damit auch die Finanzierungsmöglichkeit unseres Sozialsystems? Wahrscheinlich dachte sich Frau Kipping, dass ab einem gewissen Gehalt bereits so viel abgedeckt ist, dass sich das Geld gedankenlos auf dem Konto sammelt und ein niedrigeres Gehalt durch die hohen Steuern für die Person kaum zu bemerken wäre. Ehrlich gesagt glaube ich aber nicht, dass die meisten Reichen ihr Geld auf dem Konto lassen – sie investieren, andernfalls würde die Inflation den Wert des Geldes senken. Sie investieren z.B. in andere Firmen oder in Immobilien, die man wiederum vermietet, was die Wirtschaft ankurbelt. An den Orten können neue Geschäfte entstehen usw. Dieses Geld hätte ein Investor dann nicht, könnte keine Immobilien ausbauen und vermieten, müsste sich sogar öfter verschulden als er andernfalls täte. Und selbst wenn man das Geld für den 30. Porsche ausgeben würde: Dieses Auto haben Arbeitnehmer geplant, entwickelt, gebaut, geliefert usw. Der Wirtschaftsbeitrag wäre vorhanden, ohne dass sich der Investor um sein Geld betrogen fühlt und deshalb seinen Verdienst bewusst senkt.

Unser Reichtum lebt von dieser Wirtschaft! Diese Politik, dieser Staat finanziert sich davon.
Wenn ein Maximaleinkommen käme, gäbe es also weniger Staatseinahmen als vorher – denn obwohl derzeit Höherverdienende Steuern zahlen, bliebe das garantiert nicht so. Die Personen würden sich bei mehr Gehaltverlust einfach stärker zur Ruhe legen – auf Kosten der Expansion für Arbeitnehmer (für die der Staat aufkommen müsste). Bei Promis: Für weniger Aufträge und somit auch weniger Staatseinnahmen am Einkommen. In den Niederlanden gab es anscheinend auch ein Gespräch über ein Maximaleinkommen – aber dort ging es um Beamte, die nicht in der Lage sind, viel mehr zu erwirtschaften, und nicht um Unternehmer.

Umsatz abstrafen und beschränken? 

Lady Gaga by petercruise

Lady Gaga, die gerne für eigene Touren draufzahlt, um sich dort auszuleben, später aber genug einnimmt, um’s auszugleichen, hat „natürlich“ ein Reichtum durch Ausbeutung von Sklaven statt Beschäftigte, die sich freuen, dank ihr Geld verdienen zu können.
Wer sich auf so viel einlässt und seine Privatsphäre quasi weggibt, sollte das Gehalt kriegen, was er erwirtschaftet hat und selbst entscheiden können, wie er es darüber hinaus verteilt (neben fairer Steuern). Dass Betrüger bestehen, daran ist der Staat nicht unschuldig, indem er in gewissen Bereichen keine Riegel gesetzt hat. Deswegen alle abzustrafen, ist nicht nur unsinnig, sondern auch ein hohes Wirtschaftsrisiko.

Man muss schon stark unweitsichtig denken, wenn man die simpelsten wirtschaftlichen Faktoren nicht erkennt. Ich frage mich gern, warum solche Radikalgesonnenen ein funktionierendes System aus Prinzip fast komplett aufgeben wollen, um kommunistische Aspekte umzusetzen, die vielerorts für Armut gesorgt haben. Wollen sie nicht lieber dort leben? Warum wollen sie es hierher holen und ein System, das uns so viel Reichtum beschert, wo sogar die Ärmsten gut aufgefangen werden, runterziehen?