Ein Beitrag abseits anderer Themen des Blogs. Ein Einblick in die wirre Youtube-Welt.
Die Kritik bezieht sich auf auf die weitverbreiteten Videos von JuliensBlog, deren Inhalt in puncto Provokation keine Grenzen kennt, über Handicaps vieler Menschen hergezogen wird, ganze Bevölkerungsgruppen prinzipiell herabwertet werden und das Ganze trotzdem von Youtube finanziell unterstützt wird – jedem Image-Verlust der Plattform zum Trotz. Dadurch geraten unbeteiligte Filmemacher und Youtube selbst in Gefahr… merken es aber kaum…
Man muss seine Videos nicht zwangsläufig gesehen haben, um zu verstehen, was im nachfolgenden Video kritisiert wird.
Dazugehöriger Text zum Nachlesen (aufklappen)
Da Juliens Video 11. September, oder auch andere kritische Videos wie Mord und Totschlag, mit ihrer hohen Reichweite einen sehr großen Teil Youtubes repräsentieren, färbt der radikale Inhalt auf die ganze Youtube-Community ab und betrifft damit YoutubePartner, Zuschauer, Anbieter und Financiers.
Die Infrastruktur
Juliens Videos schaden Youtubes Image so stark, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass ein Werbepartner, also ein Financier Youtubes, es gutheißen würde, neben einem Video eingeblendet zu werden, das davon handelt, krebskranke Kinder zu treten oder das dazu aufruft, zu verkünden, wen man am liebsten ermorden würde.
Der Effekt wird also sein, dass sich nach und nach Financiers von Youtube abwenden werden, wenn Youtube nicht aufhört, solche Videos finanziell zu unterstützen. Als Resultat werden viele Youtubevideoproduzenten wesentlich schwächer entlohnt, die Zuschauer dürfen sich quasi sicher sein, dass damit die Contentqualität abfällt, da sich Videoproduktionen zu wenig finanzieren werden, dass die GEMA auf Youtube unfinanzierbar bleibt und Youtubes Möglichkeiten durch den Image-Schaden sehr gefährdet sein werden.
Es ist etwas anderes, wenn jemand werbetypische Vorgehensweisen nutzt (sprich dubiose Titel, ungewisse Posen, hübsche Gesichter, gutaussehende Personen), die Unternehmen selbst nutzen. Finanziers, die die Werbung bestellen, wollen aber sehr wahrscheinlich nicht mit Videos in Verbindung gebracht werden, die von Konzentrationslageropfern, Schwerbehinderten & mehr. in abfälliger Weise sprechen.
Ich vermute sogar, dass das Video 11. September primär deswegen von Youtube eine Alterseinstufung erhielt, weil eine freizügige Frau abgebildet war. Andernfalls würden viele von Juliens Videos ebenso von Youtube als jugendgefährdend eingestuft werden – das wurden sie aber nicht.
Soziale Faktoren
Julien ist gewiss bewusst, dass hier primär 12- bis 17-Jährige Videos schauen – selbst seine Videostatistik bestätigt das. In diesen Jahren haben viele keinen stabilen Charakter und orientieren sich an Personen, die in ihrem Umfeld angesehen wirken. Dabei wird Stärke mit Erniedrigung verwechselt mit dem Ergebnis, dass viele von den Videos dazu angeregt werden Stärke durch Herabwertung anderer zu definieren. Die Auswirkungen kann man sich jetzt denken… Ich wünsche daher Eltern und Lehrern ein gutes Durchhaltevermögen.
Julien wird sehr oft mit schwarzem Humor verteidigt, bisher konnte mir aber noch niemand erklären, wo seine die Pointen versteckt sind. Simple provokante Beleidigungen haben weder Witz noch einen bitteren Beigeschmack anderer Blickwinkel, die damit insgeheim näher gebracht werden und zum Nachdenken anregen wie es z.B. bei Serdar Somuncu der Fall ist.
Juliens Videobotschaft wirkt nur marginal nach einem Versuch, aufzuzeigen, was die Welt gedanklich versucht zu untergraben. Stärker wirkt die Provokation auf Kosten anderer.
Der versteckte Clou der Inszenierung
Wenn Julien wirklich einen Schandfleck der Gesellschaft, vor dem sich alle gedanklich drücken möchten, inszenieren und damit kritisieren will, ist ihm das kaum gelungen. Er weiß sicherlich um den Einfluss seiner Videos auf Jugendliche und Kinder. Und mit diesen Videos schafft er es definitiv nicht, seinem effektiven Klientel diesen Gedanken wahrnehmbar mitzugeben. Ich vermute sogar, dass er die Provokation bewusst für Erfolg auf dem Rücken von Leichen ausgelegt hat.
Denn falls er anderes beabsichtigt hat, ist es ziemlich kontraproduktiv das auf einem Kanal zu tun, der jüngere Generationen dazu anregt, ihr soziales Umfeld herabzuwerten, um Stärke zu beweisen. Wäre er eine öffentliche Person, die nicht primär mit Kindern zu tun hat, könnte es authentisch wirken; SO aber hat das Ganze keinen effektiven Mehrwert – falls dieser je vorhanden gewesen sein sollte und das alles nicht primär auf einem Leichengang basiert hat.
Natürlich könnte man sagen, dass er selbst mit dem Verdienst aus „seinen Videos über Verachtung“ den Schandfleck inszenieren will, aber letztendlich könnte er diese Inszenierungsbegründung als Erklärung nutzen, um diese Provokation überhaupt vertretbar einsetzen zu können und sich ein besseres Gewissen einzureden, während man _genau_ weiß, dass man gerade von Kindern völlig falsch aufgenommen wurde und primär nur diese schwer zu ihrem Nachteil und sozialem Umfeld manipuliert hat. Die Personen, die wirklich auf die angesprochenen Geschehnisse von ihm Einfluss hätten, werden von dem Video in der Medienwelt ohnehin nur sehr mäßig etwas mitkriegen. Und selbst da wäre zu bezweifeln, dass der Clou verstanden werden würde. Denn effektiv hat er sich nur zum Bad Boy von 12-Jährigen erhoben, denen noch ein Stück näher gebracht wurde, dass man gefeiert wird, wenn man andere herabwertet.
Die Welt der Werbemöglichkeiten
Es geht mir nicht darum, dass man mit Videos Geld verdient oder Werbung als etwas grundauf Negatives sieht. Werbung ist sogar gut, denn diese finanziert Youtube und alle Teilnehmer. Ohne sie gäbe es diese kulturelle Vielfalt nicht auf Youtube, da sich die Arbeit nur für diejenigen finanzieren würde, die außerhalb dessen finanzielle Unterstützer und Plattformen wie Fernsehen & co. im Rücken hätten, die sogar in dem Beispiel wiederum aus Werbung finanziert werden.
Betriebssysteme, Spiele, Programme – vieles, was davon kostenlos ist, hätte es in dieser Fülle ohne Werbung nicht gegeben. Interessent/Konsument, Anbieter und Vermittler profitieren alle gemeinsam davon und erschaffen aus diesem Vermittlungsweg eine Möglichkeit der Finanzierung sogar sehr aufwendiger Sachen.
Bei Julien geht es mir „insofern um den Punkt Werbung“, dass er mit seinen Videos, die zu radikal für das Milieu sind, die Infrastruktur von Youtube beschädigen kann und damit all das, womit sich fleißige und in diesen radikalen Themen unbeteiligte Videomacher finanzieren.
Ein Kompromiss für Stabailität
Ich erwarte nicht, dass Julien bedacht extra Videos macht, um eine Botschaft zu bringen – dafür bedient er das falsche Klientel. Also scheint er wirklich so gut wie nur auf die finanzielle Schiene zu gehen.
Das ist nicht verwerflich, schließlich haben Zuschauer Freude an Videos und die Macher werden entlohnt. Großartige Botschaften müssen nicht vorhanden sein, aber der Wirtschaft, dem Steuersystem und dem Sozialsystem tut das Ganze sehr, sehr gut und erhält unseren Lebensstandard in Deutschland. Die Arbeit ist also Gold wert.
Allerdings ist die Frage, bis zu welchem Grad sie es ist. Und ab dem Punkt, indem sie einen ganzen Wirtschaftszweig zum Beben bringt, dem Image einer riesigen Plattform, mit der so viele Menschen täglich arbeiten, stark und langfristig schadet sowie das soziale Miteinander in den Gruppendynamiken enorm stört, ist der Verdienst, den Julien für Youtube und die Plattform bringt, kaum aufwiegbar. Der Schaden ist auf allen Schienen zu groß und kann erhebliche Auswirkungen haben. Und hier sollte sich Youtube überlegen, ob es ihnen das wirklich wert ist…
Youtube hat einen Ruf zu verlieren
Youtube kann damit den Ruf verlieren, was alle teuer zu spüren bekommen können, und Jugendliche erwerben die Vorstellung, dass Herabwertung mit Stärke korreliert.
Dieses Video ist ausnahmsweise anders als meine anderen Videos. Ich finde diese Message überfällig, da der Schaden an Youtube und den Machern durch diese Videos zu groß wird. Wenn es Videomacher wie Julien schon nicht interessiert, dass sie diese Plattform mit ihren Videos in den Dreck ziehen, hoffe ich zumindest, dass Zuschauer-Druck entsteht und Youtube endlich reagiert, bevor der Ruf in Deutschland noch mehr Schaden nimmt und die Youtube-Blase für viele aufwendige Videoproduzenten und damit auch für die Zuschauer platzt.
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